nach dem russischen Märchen «Die Ziege Zwiderige»
Es lebte einmal ein alter Mann mit seiner Frau und seinem Enkelkind. Die Enkelin musste
die Ziege hüten. Sie trieb sie über Berg und Tal und grüne Wiesen und brachte sie am Abend
wieder heim. Der Grossvater trat auf die Schwelle und fragte die Ziege: «Ziege, liebe Ziege
mein, bist du auch satt, bist du auch trunken?» Die Ziege antwortete ihm:
«Bin nicht satt und bin nicht trunken, bin nicht übern Berg gesprungen, hab kein grünes
Gras gezupft, Espenbäumchen nicht gerupft, unter Birken nicht geruht. Fand ein Ahornblatt
am Weg und als ich sprang den Fluss entlang, ein Tröpflein Wasser ich verschlang.»
Der Alte ärgerte sich über sein Enkelkind und jagte es aus dem Haus. Das gleiche widerfuhr
am andern Tag der Grossmutter. Am dritten Tag ging der Grossvater selber mit der
Ziege auf die Weide und als er sie abends fragte: «Ziege, liebe Ziege mein, bist du auch satt,
bist du auch trunken?» So antwortete sie ihm gleich wie bei der Enkelin und der Grossmutter.
«Du Lügnerin, deinetwegen habe ich meine Enkelin und meine Frau aus dem Haus gejagt.»
Vom Grossvater nun bedroht flieht die Ziege ins Haus des Hasen. Als der Hase nach Hause
kommen will, wird er am Eintreten gehindert. Im Hasenhaus verborgen meldet sich lautstark
die Ziege und ruft: «In diesem Haus da bleibe ich, kommst du herein, so fress ich dich.»
Der Hase nun in seiner Ohnmacht und Ratlosigkeit sucht Hilfe und Rat bei seinen Nachbarn
,dem Fuchs, dem Bären und dem Hahn. Alle trösten den Hasen und versprechen ihm
zu helfen. Aber die Ziege bleibt siegreich im Haus des Hasen auf dem Ofen liegen. Zitternd
und klagend sitzt nun der Hase vor seinem Häuschen. Da raschelt es im Gras und der Igel
taucht aus der Wiese. «Lieber Hase, liebes Häschen, weshalb klagst und weinst du so bitterlich?
» «Weshalb sollte ich denn nicht weinen, liebes Väterchen Igel, wenn ein böses Tier in
meiner Hütte sitzt und mich nicht hineinlassen will,» sagte der Hase. «Na, versuchen wir
unser Glück,» sagte der Igel und trat vors Häuschen: «Wer ist in Hasens Haus?» «Ich, die
Geiss Heimlifeiss, für drei Batzen nur gekauft, trapp, trapp mit Fuss und Bein, meine Hörner
spiessen, meine Füsse stampfen, wenn ich herauskomme, stosse ich allen die Rippen ein!»
Aber der Igel erschrak kein bisschen. Er machte eine Kugel aus sich und rollte durch einen
Türspalt ins Haus hinein. Drinnen aber stach er die Ziege, mit seinen Stacheln in die
abgewetzte Seite und das war für sie beileibe kein Spass. Die Ziege rannte mit aller Kraft
gegen die Tür, floh aus dem Haus und ward nie wieder gesehen! Da lief das Häschen in das
Haus, ass sich satt, trank sich satt und legte sich schlafen.
Die Umsetzung des Märchens ins Figurenspiel
Die Inszenierung ist in einer offenen Bühnenlandschaft angelegt. Die sehr beweglichen Handmarotten
und Stabfiguren sind eigene Kreationen und werden meist sichtbar geführt. Die Spieler
schlüpfen in die Erzählerrolle, ins Schauspiel und ins Spiel der Figurenführung. Gefasst und koloriert
wird das Spiel von der Musik eines Stein-Xylofons. Mit diesem eigens konstruierten Instrument
lassen sich viele Klangfarben und Geräusche erzeugen, die dem Spiel zuträglich sind.
Hand- und Stabpuppenspiel
Mundart oder Hochdeutsch
für Kinder ab 4 Jahren
Spieldauer ca. 40 Minuten