Diese mittelalterliche Ballade ist im 13. Jahrhundert in den Sagen-Kreis von Artus aufgenommen worden und erzählt die Geschichte von Ragnall, der Schwester des Ritters von Tarn Wathelan.
König Artus begegnet dem schwarzen Ritter, der furchterregenden Gestalt aus der «Anderwelt», im finsteren Wald von Inglewood, wo dieser ihn zum Kampf herausfordert. Artus verliert den Kampf, weil dem gewaltigen Ritter verborgene Zauberkräfte zur Verfügung stehen. Artus bekommt noch eine Gelegenheit, sein Königreich und Leben zu retten. In drei Tagen muss er zurückkommen und die Antwort auf die folgende Frage mitbringen:
«Was ist es, was sich alle Frauen am sehnlichsten wünschen?»
Artus kann die Lösung zu diesem Rätsel nicht selber finden. Er begegnet einer alten hässlichen Frau, die ihm die gewünschte Antwort verrät, unter der Bedingung, dass er ihr als Gegenleistung eine Bitte erfüllt. Dank der richtigen Antwort kommt Artus mit dem Leben davon. Die Ritterehre verpflichtet ihn, sein Versprechen zu halten und den Wunsch der alten Hässlichen zu erfüllen, was Artus und die Ritter der Tafelrunde in arge Verlegenheit bringt.
Artussage
In den Artus-Legenden sind Wirklichkeit, Sage, Dichtung und Zaubermärchen eng miteinander verbunden. Das Keltentum, auf das wir bei der Suche nach den Ursprüngen dieser Sagen immer wieder stossen, hatte sich während der letzten vorchristlichen Jahrhunderte über Mittel- und Westeuropa ausgebreitet und ist als kulturelles Erbe trotz Romanisierung und Christianisierung auch in späterer Zeit wirksam geblieben.
Die Bedeutung der Frau im Keltentum und Mittelalter
In den keltischen und germanischen Gesellschaften des Altertums war die Frau dem Manne ebenbürtig und ihm rechtlich völlig gleichgestellt und auch in der Feudalzeit (Mittelalter) war sie selbstverständlich emanzipiert. Erst seit der Renaissance wurde die Frau und damit auch die Königin allmählich immer mehr in den zweiten Rang zurückversetzt, sie verlor immer mehr an Gewicht und Bedeutung. Der Einfluss der Frau nimmt übrigens in demselben Masse ab, wie das römische Recht in den Institutionen und bei den Sitten im Abendland zunimmt. Das römische Recht ist ein monarchisches Recht.
Obwohl die Welt des Artus durch und durch maskulin ist - so scheint es wenigstens auf den ersten Blick - waren die Frauen emanzipiert und sehr eigenständig. Alle Frauen, die um Artus herum auftraten, kommen wahrscheinlich aus der keltischen Mythologie, waren ursprünglich keltische Gottheiten.
Dass die Artus-Heldinnen und -Helden bis heute lebendig bleiben, hängt nicht zuletzt mit dieser Verwurzelung in den Tiefen des Mythos zusammen. Als archetypische Bilder erkennen wir sie als ein Stück von uns selbst wieder.
Stabpuppenspiel in einer offenen Bühnenlandschaft
für Kinder ab 10 Jahren, Jugendliche und Erwachsene
Spieldauer ca. 60 Minuten